Der Altenpfleger β – Es nimmt kein Ende

So ganz war der Kontakt zum Altenpfleger β nie abgebrochen. Durch die Arbeit hatten wir noch mal Kontakt und hin und wieder haben wir uns auch Nachrichten geschrieben. Dann hat er die Arbeitsstelle gewechselt. Das ist bestimmt schon ein halbes Jahr her. Gesehen haben wir uns seitdem nicht mehr. Aber hin und wieder meldet er sich bei mir.

Die Nachrichten gehen mir mittlerweile auf den Keks. Es sind Floskeln, oberflächliches Blabla. Ich hasse Floskeln. „Na, wie geht’s?“ Interessiert doch eh keinen. „Gut, und dir?“ – „Ja, auch.“ So ein Blödsinn. Und das geht ständig so.

Irgendwann war ich so genervt, dass ich ihm geschrieben habe, dass dieser Smalltalk doch zu nichts führt. „Okay, wenn du meinst…“ Ich glaube nicht, dass er das verstanden hat. Wir haben es dann mit einem Treffen versucht, was er dann kurzfristig abgesagt hat. Er sei erkältet und wolle mich nicht anstecken, wenn er mir dann näher käme. Als ich ihm dann schrieb, dass das ja wohl nicht passieren würde, ist ihm plötzlich eingefallen, dass er seinem Cousin beim Umzug helfen müsse… Was denkt der sich eigentlich? Dass wir dort weitermachen, wo wir letztes Jahr aufgehört haben?

Er fragt auch sehr gerne, was ich gerade mache. Am liebsten fragt er das vormittags. Natürlich nur unter der Woche. Was mache ich da wohl? Natürlich, arbeiten! Das findet er dann immer sehr schade, denn dann hat er Spätdienst und er hätte Lust mich mal auf einen Kaffee zu treffen.

Nächster Versuch für ein Treffen: Samstags hatte er Frühdienst und ich abends noch nichts vor. Er auch nicht, also schlug ich vor, dass ich abends zu ihm kommen könnte und wir ein bisschen quatschen. Nein, das ginge nicht, er würde gerade seine Wohnung renovieren. Ja, Küche und Bad, voll chaotisch. Nein, das geht nicht. Einen Gegenvorschlag machte er aber auch nicht. Natürlich hätte ich ihn auch zu mir einladen können. Oder wir wären in die Stadt gegangen. Aber ich hatte keinen Nerv mehr, wieder Vorschläge zu machen. Von ihm kam nämlich nichts Produktives mehr.

Nächster Versuch: Wir hatten beide abends nichts vor, außer ein Fußballspiel im TV zu sehen. Ich lud ihn zu mir ein. Nein, er wollte ja das Spiel sehen und davon würde ich nur ablenken. Was der sich eigentlich einbildet! Ich schrieb ihm noch, dass ich nur Fußball gucken wolle, ein bisschen quatschen, ganz harmlos. Das glaubte er mir nicht.

Nächster Versuch: Er schlug vor, er könne am nächsten Morgen zu mir kommen und sich zu mir ins Bett legen. Da ist mir der Kragen geplatzt: „Ich habe gedacht, dass wir einfach mal ein bisschen reden können. Fürs Vögeln musst du dir eine andere suchen.“ Ganz kleinlaut kam – erst am nächsten Tag – die Antwort. Ein Missverständnis natürlich. Er habe gedacht, dass ich das so wolle. Na klar! Was für eine Außenwirkung habe ich eigentlich auf Männer?? Hatte ich ihm das nicht an dem Fußballabend schon erklärt, dass ich nur reden will?

Nächster Versuch: Die übliche Frage, was ich gerade mache. Ich lag noch im Bett, ich hatte Urlaub. Er hatte Spätdienst. „Super“, schrieb ich. „Kaffee?“ Nein, er sei noch beim Sport, das würde noch eine Stunde dauern. Später fragte er mich dann, ob ich schon wach sei. Aaaaalter, wir haben eine Stunde vorher geschrieben, natürlich war ich wach. Er antwortete nur mit einem lachenden Smiley. Von Kaffee war keine Rede mehr und ich hatte keine Lust meinen Vorschlag zu wiederholen.

Am nächsten Tag schrieb er, dass er von mir geträumt habe. Allerdings nicht ganz jugendfrei. „Soll ich dir erzählen, was wir gemacht haben?“ Was genau hat der Kerl bei dem Wort „harmlos“ eigentlich nicht verstanden???

Und das waren die letzte Nachrichten. Als Antwort bekam ich ein „Okay“. Er hat es nicht verstanden, denke ich.