Wenn’s scheiße läuft, dann so richtig.

Wegen meiner Medikamente und der Verletzungsgefahr darf ich aktuell nicht reiten. Sagen die Ärzte. Sagt auch die Pferdebesitzerin. Bisher bin ich allerdings ziemlich immun gegen Verletzungen. Hab einen Treppensturz ohne blaue Flecken überstanden, dann hat mich die Katze eines Patienten gebissen und gekratzt (obwohl sie schnurrend auf meinem Schoß saß, das schizophrene Mistvieh), auch das hat nicht geblutet. Entweder habe ich viel Glück oder die gerinnungshemmende Wirkung der Tabletten ist gar nicht so extrem wie mir die Ärzte erzählen.

Deswegen möchte ich wieder aufs Pferd. Verletzen kann ich mich nur, wenn ich stürze. Und ich stürze nur, wenn das Pferd bockt. Das Pferd ist aber meistens gut drauf und bockt nicht. Mein letzter Sturz ist vier Jahre her. Ich schätze die Gefahr gering ein, dass ich ausgerechnet jetzt mal wieder vom Pferd fliegen sollte.

Ich habe gestern die Besitzerin von meiner Reitbeteiligung angesprochen, ob sie mich wieder aufs Pferd lässt. Sie druckste herum, hatte die Tränen in den Augen stehen. Nein, sie lässt mich nicht wieder drauf, hat nichts mit meiner Gesundheit zu tun. Sie hat nur in den letzten Monaten gemerkt, dass sie es zeitlich selbst schafft, zumal ihre Tochter wieder der Ehrgeiz gepackt hat und diese mehr Turniere reiten möchte. Die Tochter hat das Studium überschätzt (!), sie kommt zeitlich gut aus und schafft es sehr gut, mehrmals die Woche nach Hause zu kommen zum Reiten. Und die Besitzerin/Mutter möchte selbst natürlich auch reiten und jetzt bin ich einfach zu viel. Es tue ihr schrecklich leid, hat sie gesagt, ich dürfe das Pferd natürlich weiterhin besuchen kommen, nur halt nicht mehr reiten.

Nach vier Jahren geht nun also auch diese „Beziehung“ in die Brüche.

 

Natürlich werde ich wieder ein anderes Pferd finden, das ich reiten kann. Eine Freundin hat mir angeboten, dass ich ihre Stute reiten darf, solange sie schwanger ist. Aber das ist gerade nur ein schwacher Trost. Zu „meinem“ Pferd habe ich eine ganz besondere Beziehung aufgebaut. Es ist nicht besonders menschenbezogen, begrüßt weder mich noch die Besitzerin mit einem Wiehern. Das macht es nur beim Hofbesitzer, zur Fütterungszeit 😉  Aber ich weiß schon an seinem Verhalten beim Putzen, ob das Tier motiviert oder eher träge ist. Ich weiß, wo es am liebsten gekrault wird, nämlich knapp unter dem Widerrist. Wenn ich dort am Striegeln bin, lehnt sich das Pferd fast gegen meine Hand um den Druck zu erhöhen und läuft rückwärts, wenn ich mit der Bürste weiter hinten putzen will. Hauptsache ich bleibe an seiner Lieblingsstelle.

Genau so kennt das Pferd aber auch mich. Nach dem Reiten stelle ich das Pferd zurück in den Stall, wo es sich direkt auf sein Kraftfutter und dann auf sein Heu stürzt. Als ich letztes Jahr einen Magendarminfekt hatte, habe ich neben das Pferd in die Box gekotzt. Natürlich habe ich den Dreck auch wieder weggemacht 😉 Um mich zu erholen  habe ich mich neben die Box gesetzt und drauf gewartet, dass das Pferd mit dem Fressen fertig wird, weil ich eigentlich noch den Stall ausmisten wollte. Das Pferd hat sein Futter allerdings ignoriert und stand die ganze Zeit bei mir, hat mich mit der Schnauze angestubst, als wenn es mich aufmuntern wollte. Es hat wohl gemerkt, dass es mir nicht gut ging.

So eine Beziehung muss ich erst noch zu einem anderen Pferd aufbauen können.

 

Ende letzten Jahres, als es mir so richtig schlecht ging wegen 2.0, versuchte mich die Besitzerin von „meinem“ Pferd aufzumuntern. Sie sagte noch: „2019 wird besser. Das wird dein Jahr.“

Davon merke ich nichts!

 

 

 

 

22 Kommentare zu „Wenn’s scheiße läuft, dann so richtig.

  1. Denke mir so, vielleicht hat er jemand in Berlin oder ist sogar verheiratet, kannan das nicht irgendwie über die Bundeswehr rauskriegen. Alles ist Scheisse, wenn kein Abschluss da ist. Beidseitig. Dann dauert es ewig
    Ich habs erlebt

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  2. Lass uns eine Selbsthilfegruppe gründen – „Die von 2019 Besch***“ oder so. 😉
    Momentan kann ich aufmunternde Worte schlecht vertragen und tu mich auch schwer, andere aufzumuntern. Aber ich drücke Dir die Daumen, dass es rasch besser werden möge! Liebe Grüße Paninero

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    1. Ich mag auch keine aufmunternden Worte mehr hören – da breche ich direkt in Tränen aus. Und meist sind das eh nur Floskeln „Alles wird gut“, jaja.
      Wann ist das erste Selbsthilfegruppentreffen?

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