Der Altenpfleger βeta – Viele Kleinigkeiten

Im Moment tu ich mich unheimlich schwer damit hier Beiträge zu verfassen. Zum einen fehlt mir schlichtweg die Zeit, bzw. die Ruhe mich hinzusetzen und was zu tippen. Zum anderen weiß ich einfach nicht, was ich schreiben soll. Oder wie ich es schreiben soll. Ich weiß doch gar nicht was ich wirklich will, wie soll ich denn dann davon schreiben? Viele  Blogger können das; sie schreiben einfach ihre Gedanken nieder. Mir fällt das schwer. Letzte Tage hatte ich noch einen ellenlangen Text geschrieben, nur um ihn danach wieder zu löschen. Jetzt starte ich einen neuen Versuch.

Letztes Wochenende war hier in der Gegend ein Kunstmarkt. Künstler stellten ihre Werke aus, auch andere weniger kunstvolle Leute boten ihre Handarbeiten an. Ich mag solche Veranstaltungen. Einfach ein bisschen stöbern, Ideen klauen oder staunen, für welche Preise „Kunst“ angeboten wird. Ich fragte den Altenpfleger, ob er an solchen Veranstaltungen Interesse habe und mitwolle. Er hatte an dem Tag dienstfrei und antwortete:  „Oh schön, das wäre doch was 😍“ Diesen Smiley mit Herzchenaugen fand ich in dem Moment einfach übertrieben. Ich persönlich nutze ihn nur, wenn mir jemand Fotos von seinen Kinder schickt und ich Begeisterung heucheln ausdrücken möchte. In dieser Nachricht fand ich das Emoji schlichtweg fehl am Platz.

Der Altenpfleger βeta holte mich ab (mit einer Viertelstunde Verspätung) und wir fuhren zum Kunstmarkt. Da er sein Portemonnaie im Auto vergessen hatte, zahlte ich für ihn den Eintritt (wieso muss man für einen Markt Eintritt zahlen???). Wir schlenderten zwischen den Ständen hin und her, bestaunten so einige Ausstellungsstücke und insbesondere deren Preise. Zwischendurch piepste immer wieder sein Handy: βetas Arbeitskollegin schickte ihm irgendwelche lustige Nachrichten. Er tat zwar genervt, aber selbst als ich ihm sagte, er solle das Handy einfach ausschalten oder lautlos stellen, schaute er immer wieder nach, sobald er eine Nachricht erhielt. Zwischendurch fluchte er noch, weil die Internetverbindung dort relativ schlecht war und er die Fußballergebnisse nicht nachschauen konnte. Ich war irgendwann leicht genervt. Seine Borussia aus Dortmund spielte doch eh erst am nächsten Tag, so wichtig konnten die übrigen Ergebnisse gar nicht sein. Ich hatte den Eindruck, dass er gar nicht geistig anwesend war. Die Begeisterung, die er in seiner Whatsappnachricht an den Tag gelegt hatte, war nicht zu verspüren, auch wenn er sich abends noch für den schönen Nachmittag bedankt hatte.

Ein paar Tage später trafen wir uns – wieder einmal – am See. Ich hatte mordsschlechte Laune. Auf der Arbeit läuft es aktuell nicht gut, mein Chef und ich geraten immer wieder an einander, weswegen ich aktuell Bewerbungen schreibe, wovon mein Chef nichts ahnt. Sonst hätte er mir vergangenen Dienstag wohl nicht offen mit Kündigung gedroht. An jenem Abend traf ich zumindest wieder βeta. Ich schimpfte eine ganze Weile auf meinen Arbeitgeber. Auch wenn ein Ende absehbar ist, lässt mich seine Drohung nicht kalt. Ich gehe aktuell mit Bauchschmerzen zur Arbeit und bin abends fix und fertig. Bei βeta ließ ich so richtig Dampf ab und redete mir den Frust von der Seele. Er hörte mir zu, hatte aber nicht viel zu sagen, außer dass bei ihm auf der Arbeit ja auch nicht alles gut gelaufen war, weswegen er ja gerade die Stelle gewechselt hatte. Als ich wieder zu Hause war, bekam ich folgende Nachricht von ihm: „Irgendwie warst du heute komisch.“ Ich war total irritiert: „In wiefern?“ – „Irgendwie warst du nicht so fröhlich wie sonst.“ Hallo??? Hatte er mir nicht zugehört? Ich war total perplex. Okay, man muss ihm zu Gute halten, dass wir unsere ersten Dates überwiegend während meines Urlaubs hatten und ich somit tiefenentspannt war. Aber diese Nachricht war schon ein starkes Stück. Da kotze ich mich so richtig über meinen Chef aus (welcher unter anderem mehr Überstunden von mir fordert, mich als Kameradenschwein darstellt, als unflexibel, undankbar und mir zu guter Letzt mit Kündigung droht) und er wundert sich, dass ich nicht fröhlich bin. Empathie? Sechs, setzen!

Ursprünglich wollten wir am nächsten Morgen zusammen frühstücken. Das hatte ich vorgeschlagen, da ich morgens frei hatte und der Altenpfleger sogar den ganzen Tag. Das hatten wir noch vor unserem Date am See geplant, musste ich letztendlich wieder absagen, da mir ein Vorstellungsgespräch dazwischen kam. Als ich ihn fragte, was ihm lieber wäre, Frühstück bei mir (dann hätte ich noch einkaufen müssen) oder im Café, hatte er keine Meinung dazu: „Mir ist das ganz gleich. Was ist denn dir lieber?“ Oooch Mann, diese wischiwaschi Antworten kann ich ja hassen. „Du musst auch mal eine eigene Meinung haben 😜“, war meine Antwort darauf. „Ich habe eine eigene Meinung: hauptsache wir sehen uns 😊“. Sorry, aber das ist genau das, was ich nicht hören wollte. Hauptsache wir sehen uns?! Du willst auf einen Kunstmarkt? – Find ich langweilig, aber Hauptsache wir sehen uns. Du willst Frühstücken gehen? – Ich hab keinen Hunger, aber Hauptsache wir sehen uns. Du willst in die Schalkearena? – Ich bin Dortmunder, aber Hauptsache wir sehen uns. Letzteres hätte ich mal herausfordern sollen. Ich weiß nicht, ob er sich soweit verbiegen würde. Genau das war nämlich mein Eindruck: dass er sich verbog, dass er es mir um jeden Preis recht machen wollte. Und das will ich nicht. Ich will einen Mann, der so ist, wie er ist. Einen Mann, der Ecken und Kanten hat, an denen ich mich auch mal stoßen kann. Ein Mann, mit dem ich mich auch mal streiten kann. Und keinen Waschlappen, der zu allem Ja und Amen sagt.

Ihr seht, ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde mich zukünftig nur noch mit dem Soldaten 2.0 treffen. Ich weiß nicht, ob das funktionieren kann, ob mir eine Wochendbeziehung reicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es mit dem Altenpfleger βeta keine Zukunft hat. Ich finde das sehr schade. Ich mag ihn. Er wohnt in meiner Nähe. Optisch ist er genau mein Typ, ich mag seine Art, eigentlich zumindest. Aber diese vielen Kleinigkeiten, die mich stören, sind einige Kleinigkeiten zu viel. Wenn ich den Soldaten nicht kennen würde, wären das Dinge, an denen man arbeiten könnte, wo ich vielleicht mal ein Auge zudrücken könnte. Aber der Soldat 2.0 ist genau der Mann, den ich mir an meiner Seite vorstellen kann.

Nur: wie sag ich’s dem Altenpfleger?

39 Kommentare zu „Der Altenpfleger βeta – Viele Kleinigkeiten

  1. Es sind letzten Endes immer die kleinen Dinge, auf dies ankommt und die gar nicht mal so klein sind.
    Sag ihm doch, dass du gemerkt hast, dass es bei euch nicht so passt und du dir langfristig da nicht mehr vorstellen könntest, auch wenn du ihn sehr magst. Dass es da noch den Soldaten gibt, würde ich vielleicht lieber nicht erwähnen :P. Du machst das schon! 🙂

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    1. Ich fühle mich echt mies deswegen. Ich glaube, es wird ihn sehr umhauen, wenn ich ihm den Korb gebe. Aber vermeiden lässt sich das auch nicht. Da er diese Woche Spätdienst hat, ist auch die Frage, wann wir uns überhaupt treffen können…

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  2. Ich habe die Theorie, das es eine Art Legasthenie auch für die Verwendung von Emojis gibt. Ich kenne ein paar Menschen, die deplatierte Emojis verwenden, und es sind die gleichen Menschen immer wieder. Seitdem ich mich zu „sie sehen Emojis anders als die meisten anderen“ durchgerungen habe, wundere ich mich nicht mehr so 😉.
    Wäre schön, wenn es mit dem Soldaten 2.0 klappen würde. Ich drücke Dir die Daumen. Auch für das Gespräch mit dem Altenpfleger.

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  3. Hmm was soll ich als Mann dazu sagen? Mir warf man auch schon vor ich hätte wohl keine Ecken und Kanten. Tja, aber wenn man eine Frau mag und gerne was mit ihr Unternehmen möchte und sie sehen will, ja dann macht man eben auch Dinge, die man weniger mag, die der Frau aber Freude bereitet.
    Ich hätte tatsächlich bedenken, wenn man dann nein sagt, dass sie das als Ablehnung an ihrer Person ansieht. Aber vielleicht sollte man dann wirklich mal konsequent nein sagen lernen und was einem nicht passt aussprechen und eine Alternative vorschlagen.
    Ich finde es ehrlich gesagt, schade dass du dich nun so entschieden hast. 😍 Der war jetzt falsch oder?!

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    1. Was hat Mann (oder Frau) denn davon sich so zu verbiegen? Der Partner verliebt sich dann in jemand, den es nicht gibt. Ich hatte den Altenpfleger extra gefragt, ob er Interesse an Kunst hat. Er hätte verneinen können und trotzdem mitkommen können um Zeit mit mir zu verbringen. Das wäre zumindest ehrlich gewesen. Wenn ich ihn jetzt jedes Wochenende zu kunstaustellungen mitschleppen würde, wäre er sicher nicht glücklich darüber.
      Na klar, in einer Beziehung muss man kompromisse eingehen und vielleicht mal was tun, woran man nicht so viel Freude hat wie der Partner. Wenn man aber jedesmal Spaß heuchelt, geht das auf Dauer nicht gut. Ich denke, wenn ich den soldaten nicht kennen würde und ich würde es mit beta versuchen, ginge es nach einem halben Jahr auseinander. Denn spätestens dann würde mich diese Meinungslosigkeit nerven.

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  4. Ich würde ihm auch ehrlich sagen, dass es irgendwie nicht so funktioniert mit Euch, wie es Deine Vorstellung wäre. Beziehungen sind immer Arbeit aber wenn Du schon nicht mehr weißt wo Du mit der Arbeit anfangen sollst, BEVOR es überhaupt eine Beziehung gibt… da läuft doch was verkehrt würde ich behaupten. Ich denke, ihn verändern bringt da ja auch nichts. Da ist am Ende keiner glücklich… Selbst wenn er das alles anders sieht kommt er drüber hinweg!
    Und diese Nachricht am Ende des Tages: „Du warst heute komisch“ 🙄- hätte er über dieses Gefühl nicht reden können, während ihr Euch seht?? Sowas nervt mich ja- egal bei wem!! Man kann doch einfach mal den Mund aufmachen und nicht hinterher ne dumme Nachricht schreiben.
    Ps: ich hab übrigens mal nen Beitrag von Dir mit dem Soldaten 2.0 mit 😍 kommentiert. 😂
    Würde ich auch wieder tun- da kommt einfach was anderes rüber, wenn Du schreibst als beim Altenpfleger.

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      1. Ich muss ja sagen, dass ich schon lange parteiisch bin. Und ich freue mich auf die Berichte über den Soldaten 😏 wenn ich schon selbst nicht mehr daten darf/muss, macht es umso mehr Spaß hier die Geschichten der anderen zu lesen… wobei ich Deinem Blog schon fast am längsten folge glaube ich und mich auch schon oft köstlich amüsiert habe. Ich mag Deine ehrliche trockene Art die Fakten rauszuhauen! Und natürlich wünsche ich Dir von ganzem Herzen ein Happy End! Liebe Grüße

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  5. Er ist nicht der richtige, sonst würden Dich diese „Kleinigkeiten“ nicht stören. Und an Empathie scheint es ihm auch zu mangeln, also passt es nicht :/.

    Sag ihm doch, dass Du ihn toll und attraktiv findest, aber bei Dir keine tieferen Gefühle entstanden sind und es daher für Dich keinen Sinn macht, so weiter zu machen. Danke für die schöne Zeit usw.

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      1. Umso besser 😉
        Geht es ihm vielleicht ähnlich?
        Dann kannst Du ja abwarten, ob von ihm noch was kommt und ggf. ist gar kein Gespräch mehr nötig. Entscheidend ist ja, dass Du nun für Dich weißt was Du willst, finde ich.

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  6. Endlich sind es solch entscheidende Kleinigkeiten, daß der Zweinuller den Vorzug erhält. 🙂
    Ich denke auch, der Altenpfleger hat durchaus eine Meinung. Nämlich daß er notfalls auch Dinge unternimmt, die ihn weniger interessieren, um Zeit mit Dir zu verbringen. In einer Beziehung wäre ja mehr Zeit vorhanden und er müßte das nicht so stark tun. – Aber ist ja nun wurscht, wie geht es weiter? Sind wir hier jetzt in Echtzeit oder hast Du ihm schon gesagt, daß Du leider keine Rose….

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    1. Wenn er seine wahre Meinung aber nicht äußert, kann ich ihn ja gar nicht richtig kennenlernen 😉
      Abgesehen vom letzten Date mit 2.0 seid ihr auf dem neuesten Stand. Mit beta konnte ich noch nicht sprechen, der scheint mir aus dem Weg zu gehen.

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  7. Was vorher schon kommentiert wurde ist auch das Erste, was ich gedacht habe: Wenn er der Richtige ist, dann würden dich solche Kleinigkeiten nicht stören! Dann kann man, so denke ich, über solche Kleinigkeiten „hinweg sehen“. Ich wünsche dir viel Erfolg und bin mir sicher, dass du das schaffst, auch wenn es natürlich schwierig wird, ihm das zu gestehen. Aber Ehrlichkeit zahlt sich meiner Meinung nach immer aus!

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  8. Das finde ich schade. Ich fand den Altenpfleger immer sympathischer als den Soldaten. Vielleicht weil er mir selbst in manchem ein bisschen ähnlich zu sein scheint. Aber das scheint halt mal wieder ein Fall von (überspitzt formuliert) „zu nett, zu wenig Arschloch“ zu sein – leider.
    Ich gebe Dir recht dass er zum Teil empathischer sein könnte (da wo Du dich ausgekotzt hast) und dass er sich keinen Zacken aus der Krone bricht wenn er, wenn Du ihn fragst was er lieber machen würde, dann auch eine Wahl treffen würde. Aber zum Teil finde ich dass Du manches auch überinterpretierst (den Smiley zum Beispiel).
    Auf jeden Fall habe ich jetzt Mitleid mit ihm…

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