Marathon – WLS Duisburg Teil 3

Samstag, 25.03.

Soll: Halbmarathon, Tempo                         Haben: Halbmarathon, 1:50:XX, Puls: 177

Bei frühlingshaften 18°C ging es mal wieder nach Duisburg. Der dritte Teil der Winterlaufserie stand an – Halbmarathon. Am Donnerstag war ich noch in „lang“ gelaufen: lange Hose, lange Ärmel, denn abends war es noch recht frisch. Jetzt die 180°-Wendung: kurze Hose und T-Shirt. Diese plötzlichen Wetterwechsel sind nichts für mich. Ich hatte das Gefühl, dass die Sonne auf uns brannte, nur der teils böige Wind brachte Abkühlung.

Ich hatte mir für den Halbmarathon eine Zeit unter 1 Std 50min vorgenommen, also idealerweise 1:49:59, gerne auch schneller. Ich wollte grob eine Pace von 5:10 anpeilen. Das ging gründlich daneben.

Wir starteten pünktlich um 15.00 Uhr. Es ging auf die altbekannte Strecke, die ersten 5km sind bei allen drei Läufen gleich. Und ich beging einen Anfängerfehler; ich startete viel zu schnell. 4:55 auf dem ersten Kilometer und ich sagte mir noch: „Du bist viel zu schnell.“ Aber meine Beine waren anderer Meinung: „Nö, alles gut, wir haben Kraft, wir können das!“ – „Ja, aber das haltet ihr nie im Leben 21km durch. Bei dem Tempo brecht ihr spätestens nach 15km ein.“ – „Uns doch egal, was in 15km ist. Jetzt können wir rennen, also tun wir das auch.“

Nach drei Kilometern sprach mich jemand von hinten an: „Willst du mit mir gehen?“ Haha, ein Vereinskollege, der den Halbmarathon nur als Trainingslauf nutze. Er durfte am Samstag nicht schneller laufen 5:00 pro Kilometer, also wollte er ganz gemütlich mit mir laufen. Da hatte ich nichts gegen. Er kann ein gutes und gleichmäßiges Tempo laufen und so ließ ich mich von ihm „ziehen“. Das kappte gut; bis Kilometer 12 war ich gut zufrieden. Dann ging es auf einen Schotterweg und in die pralle Sonne und ich fing an zu leiden. Auf dem unebenen Boden konnte ich nicht gut laufen, außerdem hatte ich Durst. Das Wasser in meinem Trinkgürtel war mittlerweile warm geworden und schmeckte mir nicht. Ich brauchte mal einen richtig großen Schluck Wasser. Noch besser irgendwas mit Geschmack – und Kohlenhydraten.

Nach 15km kam ein Erfrischungsstand. Yeah! Blöderweise kann ich nicht gleichzeitig laufen und aus Bechern trinken… Gehpause. Es gab Wasser (WASSER!) aus Sinalco-Bechern. Produzieren die nicht Limonade? Warum war da nur Wasser drin??? Zum Glück hatte ich mir ein Gel eingesteckt. Mit neuer Kraft in den Beinen lief ich weiter – nur um 100m später Seitenstechen zu bekommen. Meine Beine und der Rest vom Körper waren der Meinung, dass sie genug gelaufen waren. Tja, habe ich es nicht zu Anfang noch gesagt? Viel zu schnell gestartet.

Ich nahm deutlich Tempo raus. Ich musste nur noch irgendwie ins Ziel kommen. Meinen Vereinskollegen hatte ich übrigens weggeschickt. Der konnte mich nicht mehr motivieren und ich wollte alleine leiden. Zum Glück ging es noch mal in ein Waldstück rein, wo die Sonne nicht so brannte. Dann wieder aus dem Wald heraus, ein Stück die Regattabahn entlang, der letzte Kilometer. Dort stand die Sambagruppe. Mir kam das Trommeln nicht besonders motivierend vor. Irgendwie war der Rhythmus recht langsam und bedrohlich. Ich kam mir vor wie beim Gang zum Schafott.

Im Stadion konnte ich tatsächlich doch noch mal das Tempo erhöhen, doch meine angestrebte Zeit verpasste ich knapp. Ärgerlich! Trotzdem habe ich meine persönliche Bestzeit auf dieser Distanz um eine knappe Minute verbessert und alle gratulierten mir. Dennoch bin ich nicht zufrieden. Ich weiß, dass mehr möglich gewesen wäre, wenn ich mir das Rennen anders eingeteilt hätte. Ich bin mit einem schlechten Gefühl ins Ziel gekommen, das Rennen hat mir keinen Spaß gemacht. Ich habe das Gefühl, dass ich mir selbst zu viel Druck mache. Für die kommende Woche muss ich mir was einfallen lassen. Ich kann den Trainingsplan nicht einfach so weiter durchziehen. Mir fehlt jegliche Motivation. Mein Kopf sitzt total zu, alles drehte sich die letzten Wochen nur um Pace, Herzfrequenz und Kilometer. Ja, ich weiß, ich jammere auf hohem Niveau. Aber nach dem Halbmarathon – und auch heute noch – weiß ich nicht, wie ich den ganzen Marathon schaffen soll in der angestrebten Zeit. Eigentlich weiß ich, dass ich das kann. Aber mein Kopf sagt mir was ganz anderes.

11 Kommentare zu „Marathon – WLS Duisburg Teil 3

  1. abgesehen von dem zu schnell anfangen, solltest du vielleicht eher auf den bauch als auf den kopf hören. so schwierig das auch sein mag. ich persönlich mache das immer so beim sport, nur der bauch und die tagesform entscheiden, ansosnten wird es unangenehme quälerei, aber ich habe auch kein gestecktes ziel, das sich in minuten ausdrücken lässt.

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  2. Ich weiß nicht, wie das bei Dir ist – aber wenn ich mich so pushe, wie sich das bei Dir liest, kann ich fest darauf gehen, dass meine Colitis Ulcerosa mich dafür bestraft. Klar, das ist eine spezielle Situation und gerade bei eher langem (und dabei schnellem) Laufen ist der Darm eine schwierige Sache.

    Letztlich dürfte der Mechanismus auch nicht so unähnlich sein. Als ich das letzte Mal mein Bauchgefühl ignorierte, bei Wettkampfvorbereitung und Wettkampf selbst (ist ’ne Weile her), kam dann ein Schub, Demotivation und dann ging erstmal gar nichts. Das war eine fiese Klippe, von der ich da gestürzt bin, und ich klettere erst jetzt langsam wieder wirklich dort hoch.

    Aber ich funktioniere sicher nicht wie „alle Leute“ und das ist auch kein Rat, nur eine – nun ja, Erfahrung als Kommentar.

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  3. Liebe Somi! Wir haben uns ja schon über das Thema ausgetauscht 😉 Du bist super in Form! Ich meine, wer kann schon einen HM mit so einer pace starten? Ein bißchen Pause und Erholung schadet dir jetzt sicher nicht, Mach mal eine Woche nur wonach dir ist. Dann wird sich die Motivation sicher auch wieder einstellen! Alles Gute!

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    1. Ja, diese woche werde ich es langsam angehen lassen. Gestern war ich unterwegs und das war so gar nicht gut. Bericht folgt 😉 die Intervalle lasse ich morgen sausen.
      Danke für deine lieben Worte.

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  4. Jeder Jeck ist anders heißt es ja, aber ein Marathontraining ist lang und wenn man sein Pulver schon zu früh verschießt, geht die Luft schnell mal aus. So hab zumindest ich ein paar Marathons trotz vieler Trainingskilometer ordentlich in den Sand gesetzt. Der Mann (oder die Frau) mit dem Hammer bei km 32/33 ist kein Spaß. Das ist Leiden deluxe, einen 10er lang, und das Feld rollt einen mal eben auf. Mal zu schnell trainiert, mal zu langsam und monoton trainiert. Dann kommen noch Verletzungen dazu usf. Letztes Jahr dann hab ich zum ersten Mal überhaupt einen Lauf, zu dem ich angemeldet war, nicht angetreten, weil die Motivation so was von weg war. Über den Winter bin ich jetzt degeneriert und zugefettet und nur noch ein Schatten meiner selbst (oder so ähnlich 😉 ). Der Rest geht dann von allein, man fühlt sich nicht wohl in seinem Zustand und meint, dieses Unwohlsein auch auszustrahlen. Erst jetzt, nach Monaten, kommt wieder sowas wie Lust aufs Laufen auf. Und wenn es nur 75 Minuten in der Woche sind. 30 km? Halbmarathon? Unvorstellbar. Im Winter dann den schlechtesten 10er aller Zeiten gelaufen. Und da spielt vieles eine Rolle, eben das gesamte Umfeld, Wetteränderungen. Bei einem meiner schlechtesten Marathons bin ich zuvor die meisten Trainingskilometer gerannt und hab meine HM-Bestzeit einige Wochen davor deutlich geknackt. Ich fühlte mich großartig, aber das war ein Irrtum. Es bleibt eben ein Stück weit unberechenbar, und es geht nicht immer nach oben. Irgendwann wird die Luft dünner.
    Das muss nun für dich nichts bedeuten, aber im Kopf einfach locker bleiben und das Positive sehen. Übrigens bin ich meine besten Zeiten auf allen Strecken (10, HM, M) bei zu kühler Witterung und Nieselregen gelaufen.
    Schöne Grüße und gräm dich nicht -> Bestzeit, da bleiben noch Ziele!

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  5. Ich gratuliere zur Verbesserung Deiner persönlichen Bestzeit! Danke für diese Schilderung! Hab mich immer schon gefragt, was einem im Kopf herumgeht, wenn man das als Freizeitsportler macht. Deshalb verfolge ich Deine Laufartikel mit fast dem gleichen Interesse wie die um Deine Männerbekanntschaften. Laufen war mir auch schon als schlankes Kind ein Graus und ich bewundere Leute, die Langstreckenläufe, halbe und ganze Marathons laufen und Triathleten sowieso. Jede der drei Disziplinen ist schon heftig genug. Dein Ärger ist jetzt vielleicht noch zu groß, aber in ein paar Tagen siehst Du es vielleicht nicht mehr ganz so kritisch. Denn Du weißt ja, was Du beim nächsten Mal anders machen musst. Und vielleicht gibt es beim nächsten (Halb-)Marathon auch „richtige“ Getränke. Viel Erfolg!

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    1. Ich lese auch gern Laufblogs um herauszufinden, was die leute eigentlich antreibt. Triathleten, vor allem langdistanzler (3,8 km schwimmen, 180km radfahren und dann Marathon laufen) halte ich für total bescheuert. „Normale“ marathonläufer übrigens auch. Blöderweise gehöre ich da aktuell zu😂

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  6. Na ja, soo wollte ich es nicht sagen. 😉 Für mich ist das eine völlig fremde Welt. Aber mich fasziniert eben dieser mir unerklärliche Antrieb. Egal, welche Zeit, ich hab Hochachtung vor der menschlichen Leistung 42,x km laufend, also zu Fuß, zurückzulegen.

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