Der Betriebswirt – Schützenfest

Heute Mittag bekam ich eine Nachricht von einer Freundin.

Freundin: Wie lange musst du heute arbeiten? Hast du danach kurz Zeit für mich?

Ich : Bis 18 Uhr. Muss danach aber zum Pferd. Was hast du denn?

Ich (4Stunden später): Alles okay bei dir? Hätte nachher ne Terminabsage.

Ich dachte, dass sie vielleicht irgendwelche körperlichen Beschwerden hatte und meine physiotherapeutische Hilfe benötigte. Doch ich bekam keine Antwort. In einer Pause rief ich sie an. Nein, keine Probleme, es ging ihr gut. Viel besser: es ging ihr ausgezeichnet. Sie hatte sich verlobt und wollte mir das persönlich mitteilen. Na super! Ja, ich freue mich für sie. Ja, sie hat es verdient. Aber ich kann es nicht mehr hören: die eine verlobt sich, die andere baut ein Haus und die nächste ist schwanger. Ach, und wie geht’s dir eigentlich? Beziehungsstatus: Leck mich am Arsch!

Also weiter im Text: Die Tragödie des Betriebswirts, vorletzter Akt.

Es ereignete sich zu einer Zeit, in der die Häuser Fahnen trugen und die Straßen von grün-weißen Wimpeln geschmückt waren. Männer griffen zu Waffen um einem hölzernen Vogel den Garaus zu machen. Richtig! Es war Schützenfestsaison.

Das Schützenfest des Betriebswirts hatte ich ein paar Wochen zuvor bereits überstanden. Meine Erinnerung daran ist nur vage. Ich war nur zur Parade und anschließender Party da. Die anderen Tage – mit Königsschießen etc. pp. – war ich nicht dabei. Warum auch immer. Aber hey: die schießen auf Scheiben. Wie uncool ist das denn?

Es war also soweit: hier war Schüttenbeer. Ich bin damit nicht aufgewachsen, meine Eltern haben damit nichts am Hut. Eine Freundin hatte mich einfach mal mitgenommen. Nach drei Tagen feiern kannte ich quasi jeden auf dem Zelt. Ja, hier befindet man sich auf dem Zelt und nicht darin 😀 Seitdem bin ich eigentlich jedes Jahr bei diesem Schützenfest. Früher habe ich alle drei Tage mitgefeiert, das heißt von Samstagabend bis Dienstagmorgen. Seitdem ich berufstätig bin wird es weniger. Mir sind meine Urlaubstage dafür zu schade. Aber damals, als ich noch jung und mit dem Betriebswirt zusammen war, habe ich noch komplett mitgefeiert.

Der Betriebswirt feierte nicht mit. Zum einen kannte er dort ja niemanden, außer mir natürlich. Und er musste am nächsten Tag arbeiten. Also ging ich mit meinen Freunden feiern. Wir tranken, tanzten, feierten. Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht mit den Männern dort geflirtet hätte – obwohl ich in einer Beziehung war.  Ich hatte also meinen Spaß und lernte neue Leute kennen. Einer dieser Leute war XYZ. Ein Mann, für den ich mir noch den passenden Namen, die passende Umschreibung ausdenken muss. Ein Mann, dem ich mehrere Kapitel auf meinem Blog widmen werde. Ein Mann, der mir später das Herz brechen sollte.

XYZ heißt eigentlich anders. Er hat einen ziemlich außergewöhnlichen Vornamen. Ja, ich bleibe meinem Schema treu. Das Interessante daran ist, dass er mit Vornamen fast so heißt wie ich mit Nachnamen. Der einzige Unterschied ist der letzte Buchstabe. Wenn ich zum Beispiel Peters heißen würde, dann hieße er Peter. Ach, machen wir uns den Spaß und nennen ihn Peter. (Mittlerweile habe ich von Peter übrigens die offizielle Erlaubnis ihn als Arschloch zu bezeichnen. In Hinblick auf den Soldaten finde ich die Bezeichnung für Peter aber zu hart.)

Ich lernte also Peter auf dem Schützenfest kennen. Wir unterhielten uns, flirteten und – nichts weiter. Ich war ja vergeben. Ein paar Wochen später trafen wir uns auf einer anderen Party wieder und wieder war der Betriebswirt nicht dabei. Ich weiß noch, dass ich sehr betrunken war. Peter lud mich und eine Freundin nach der Party zu sich nach Hause ein. Eier essen. Kennt ihr den Brauch? Blöderweise hatte Peter keine Eier da, also gab es Aufback-Pizza.  Irgendwann wollte meine Freundin heim, es war ja schon spät, bzw. früh am Morgen. Und was sage ich? „Ich bleib noch hier.“ Peter grinste nur, meine Freundin ebenfalls. Und ich? Ich war zu betrunken um noch irgendwas zu denken. Aber den Rest könnt ihr euch vermutlich denken.

Ich schwöre, dass ich bis zu jenem Zeitpunkt noch nie einen One-night-stand hatte, noch nie fremd gegangen war und noch an die einzige und große Liebe glaubte. Nach jener Nacht kannte ich mich selbst nicht mehr. Ich hatte nicht nur den Betriebswirt betrogen, sondern auch mich selbst und alles was mir heilig war: Ehrlichkeit, Treue, Vertrauen.

8 Kommentare zu „Der Betriebswirt – Schützenfest

  1. … jaja damals auf dem Schützenfest.. da kommen erinnerungen hoch! 🙂
    Nunja, auch wenn man sich damit selbst betrügt, was Vertrauen, Treue etc.angeht, war damit aber auch klar das der Betriebswirt nicht der richtige sein konnte! -.-

    Gefällt 2 Personen

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