Der Soldat – Im Krankenhaus

Ein paar Tage später begann der erneute Krankenhausaufenthalt des Soldaten. Ich erinnere mich nur noch vage, was in diesen Tagen passierte. Drei Wochen sahen wir uns nicht. Aber wir schrieben regelmäßig oder telefonierten. Ich kann mich noch erinnern, dass er mir eine Nachricht schickte, die ich nicht verstand, die nicht Deutsch war. Es sah auch wie spanisch. Ich kann kein spanisch! Der Soldat schrieb weiter, dass ich mich melden dürfte, wenn ich raus bekäm, was das ganze bedeutet. Na super! Google-Übersetzer eingeschaltet und den Text eingefügt. Kein Ergebnis! Nach vielem Ausprobieren fand ich heraus, dass der Text auf Katalanisch war. Leider konnte ich nicht die ganze Bedeutung herausfinden, nur dass er mir einen dicken Kuss geben wollte und eine Umarmung, sobald wir uns wiedersehen. Schade, dass ich den Whatsappverlauf nicht mehr habe. Vielleicht könnte jemand von euch mir den Text übersetzten…

Ich war ziemlich überrascht, dass der Soldat Katalanisch sprach. Er erklärte mir, dass seine Tante mit einem Katalanen verheiratet sei und er früher in den Ferien oft dort war. Dadurch hatte er die Sprache etwas gelernt. Was seine Nachricht bedeutete wollte er mir allerdings nicht verraten. Das würde ich erfahren, sobald wir uns wiedersähen, schrieb er mir.

Ich hätte den Soldaten gern im Krankenhaus besucht. Während der Woche war es bei mir grundsätzlich schwierig, immerhin musste ich eine Stunde Fahrzeit pro Weg einplanen. Ich schlug dem Soldaten vor, dass ich am Wochenende zu Besuch kommen könnte. Aber er wollte das nicht. Ihm ging es so schlecht, dass er quasi pausenlos über der Brechschüssel hing, den Anblick wollte er mir nicht antun. Ich hätte gerne gehört, dass er mich sehen wollte, dass es ihm wichtig war. Mir war es wichtig ihn so zu sehen. Ich hätte gerne gewusst, ob ich es gekonnt hätte ihn leiden zu sehen. Das wäre für unsere gemeinsame Zukunft wichtig gewesen. Mal ganz abgesehen davon saß da immer noch dieser kleine Teufel auf meiner Schulter der Zweifel an seiner Diagnose säte.

Einige Tage später schrieb er wieder. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich weiß noch, dass ich etwas gereizt war, weil er die Tage vorher kaum was von sich hatte hören lassen.

Er: Ob du es glaubst oder nicht: Ich vermisse dich.

Ich: Bist du dir sicher, dass du MICH vermisst und nicht irgendwen, weil du grad einsam im Krankenhaus bist?

Er: Ja, ich bin mir sicher. Du fehlst mir.

Ich: Wieso kannst du dir da so sicher sein?

Er: Ich weiß nicht. Das ist halt so ein Gefühl und Gefühle kann man nicht erklären.

Rosamunde Pilcher lässt grüßen!

Dann kam das große Unwetter. Nein, nicht bildlich gesehen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Abends um 21.00 Uhr fing es an zu regnen, in der Ferne sah man das erste Wetterleuchten. Später kam dann auch Donner hinzu. Der Himmel sah bedrohlich aus. Ich schrieb dem Soldaten smalltalkmäßig, dass hier die Welt unterginge. Bei ihm sei es nicht so schlimm, sagte er. Aber er war ja auch 60km entfernt im Krankenhaus. Es gewitterte die ganze Nacht. Das könnt ihr euch nicht vorstellen! Das Unwetter dauerte wirklich die ganze Nacht an. Wenn die Pause zwischen Blitz und Donner mal länger anhielt als fünf Sekunden, erhoffte ich schon, dass das Unwetter abzog. Doch der nächste Donner machte die Hoffnung zunichte, wenn er zeitgleich mit dem Blitz kam. Erst am nächsten Morgen zog das Gewitter ab; gegen halb acht war der letzte Donner zu hören und die Schäden wurden sichtbar. Zwei meiner Wohnungsfenster waren nicht dicht und Pfützen hatten sich im Wohnzimmer gebildet. Im Keller war Wasser. Zum Glück hatte ein netter Nachbar aus Decken eine Barriere gebaut, sodass sich das Wasser nicht im gesamten Keller ausbreiten konnte. Meine Sachen waren verschont geblieben. Andere Leute im Ort hatte es schlimmer getroffen: Im anderen Ortsteil war der Bach über die Ufer getreten, Gebäude drohten abzurutschen, Keller waren komplett vollgelaufen. Menschen waren zum Glück nicht zu Schaden gekommen, zumindest nicht körperlich.

Warum ich vom Unwetter erzähle? Zu dem Zeitpunkt war dies nicht wichtig für mich und den Soldaten. Aber es sollte noch zu einem Puzzleteil in der Geschichte werden.

Nach dem Unwetter-Wochenende hatte ich einen stressigen Arbeitsmontag. Als der Soldat sich nachmittags meldete hatte ich einfach nicht die Zeit um ihm zu antworten. Nach Feierabend wollte ich zum Lauftreff und weil ich spät dran war, konnte ich dem Soldaten immer noch nicht zurückschreiben. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich einen Anruf in Abwesenheit und eine Nachricht von ihm.

Er: Schade, dass ich dich nicht erreichen kann. Ich hatte vorhin ein Gespräch mit dem Arzt, bei dem ich dich gerne dabei gehabt hätte. Scheinbar hattest du was Besseres vor. Morgen früh werde ich entlassen.

6 Kommentare zu „Der Soldat – Im Krankenhaus

  1. … endlose Story! Bin gespannt, was es für ein Gespräch im Krankenhaus war und wie es jetzt weiter geht. Bis jetzt konnte ich immer irgendwie ahnen wie es weiter geht, aber mit dem „Puzzlestück – Unwetter “ kann ich diesmal noch nichts anfangen. Die Geschichte verläuft ganz anders, wie ich am Anfang vermutete… 🙂

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